Seit sechs Jahrzehnten auf zwei Rädern aktiv

Joachim Kröning, seit 60 Jahren Mitglied des Ruppiner Radsportclubs, wurde am Freitag mit der Ehrenplakette des Kreissportbundes Ostprignitz-Ruppin ausgezeichnet.

Mit Blumen, Urkunde und vor allem der Ehrenplakette war am Freitag nachmittag ein überraschter aber glücklicher Joachim Kröning vom RRC ausgestattet.

Manfred Wothe durfte in seinen vielen Jahren als Mitglied des Kreissportbundes (KSB) schon viele lobende Worte über Ehremamtler verlieren. Seiner Laudatio lauschten am Freitag nachmittag aber wirklich alle Anwesenden in der Rheinsberger Remise am Schloss, wo die Ehrenamtsveranstaltung des KSB stattfand, mit Spannung.

"Jeder im Verein kennt ihn und er ist bei allen Mitgliedern ein sehr angesehenes Vereinsmitglied. Er wird als aktiver und beliebter Sportsfreund beschrieben, der beispielloses Engagement zeigt", sagte der stellvertretende Vorsitzende über Joachim Kröning.

Der 75-Jährige, der dem Ruppiner Radsportclub angehört, wurde mit der Ehrenplakette, der höchsten KSB-Auszeichnung überhaupt, geehrt. "Von der Einladung habe ich bereits im Mai erfahren, die Veranstaltung wurde aber jetzt erst nachgeholt", wusste Kröning. Seit dem 1. Februar 1960 ist er Mitglied beim RRC, mehr als sechs Jahrzehnte engagiert er sich bereits für seinen Herzensclub. Ob der KSB am Freitag den Richtigen würdigte, stand nicht zur Debatte.

"Ich habe im Frühjahr schon ein vereinsinternes Geschenk erhalten. Umso überraschter war ich, dass jetzt auch noch die Ehrung vom Kreissportbund dazu kam", sagte der in Wriezen geborene Joachim Kröning, der über Zühlen und Gühlen-Glienicke bereits im Kindesalter in die Fontanestadt, "mein Vater ging zur Polizei", kam - und sich als echter Neuruppiner fühlt.

Als Jugendlicher entdeckte er den Radballsport für sich. Schuld daran hatte der sechs Jahre ältere Bruder Manfred: "Der hatte schon Radball gespielt und ich war öfters zugucken. So habe ich das auch gelernt." In der DDR-Liga war er gemeinsam mit Partner Hans-Heinrich Hinze Bezirksmeister, sogar die Qualifikation für die DDR-Meisterschaft gelang. Dort wurde das Duo Sechster. Weder die Zeit bei der Armee noch die Ausbildung zum Elektriker hinderten Kröning daran, seinem leidenschaftlichen Hobby treu zu bleiben: "Bis zu meinem 50. Lebensjahr habe ich aktiv gespielt, zudem schloss ich mich den Radwanderern an."

Auch im Vorstand war Kröning lange aktiv - als Kassierer hatte er bis vor ein paar Jahren stets die Finanzen im Blick, "das war sogar noch zu Zeiten der BSG Lok Neuruppin", ehe er dieses Amt an Katja Schliebner übergab.

Den Ruppiner Radsportclub sieht der Ur-Neuruppiner gut aufgestellt, das Vereinsleben verfolgt er mit viel Interesse, als Beisitzer plant und organisiert er ohnehin regelmäßige Aktivitäten - beispielsweise Radball-Turniere oder den in der Region überaus beliebten "Fahr'Rad!-Tag".

Sein Rentnerdasein genießt Joachim Kröning vor allem im Sommer in vollen Zügen: "In Zermützel habe ich einen Bungalow, wo ich von Mai bis Ende September das schöne Wetter genieße. Ich bin hier auf dem Wasser unterwegs oder gehe auch mal auf die Pilzwanderung."

Beim RRC ist man jedenfalls froh, solch ein "Multitalent", wie Manfred Wothe Joachim Kröning in der Laudatio nannte, in den eigenen Reihen zu haben. Und Kröning selbst hofft, dass er noch viele Jahre mit dem Radsportclub erleben darf: "Ich will gesund bleiben und mich an dieser tollen Gemeinschaft beteiligen, das ist das Wichtigste."

© Marius Böttcher


Beispielloses Engagement über 22138 Tage

Auszeichnung Landrat und Kreissportbund ehrten diesmal notgedrungen anders ihre Besten aus der zweiten Reihe. Wegen der Corona-Beschränkungen war am Freitag am Rheinsberger Schloss und auf dem See nur ein kleiner Kreis geladen.

Seine höchste Auszeichnung verlieh der Kreissportbund dem Neuruppiner Joachim Kröning. "Das Herz des 75-Jährigen schlägt seit Jahrzehnten für den Radsport", hieß es in der Laudatio. Dieses Auszeichnung am Freitagabend war eingebettet in die Ehrenamtsveranstaltung des Landrate, die in diesem Jahr am Schloss in Rheinsberg stattfand.

Das wollte Manfred Wothe nicht unkommentiert lassen. "Ich finde das sehr schade, dass dies heute eine reine Männergilde war." Wothe ist Vizepräsident des Kreissportbundes und hielt Laudationen auf mehrere Ausgezeichnete. "Auch Frauen und Mädchen haben es allemal verdient, hierher zu kommen." Nur schlugen die Vereine in diesem Jahr ausnahmslos Männer für persönliche Ehrungen vor.

Volleyballer Ronald Erstling und Fußballer Mario Pillatzki (beide Union Neuruppin) zählten dazu ebenso wie die Zechliner Schützen Klaus Witt und Otto Richter oder Andreas Putzler vom Marineclub Rheinsberg, Vereinskollege Uwe Krzizek fehlte. Dies sechs Sportler bekamen Ehrennadeln des KSB, die höchste Auszeichnung der Dachorganisation des Ruppiner Sports ging jedoch an den Radfahrer Joachim Kröning.

Seit exakt 22.138 Tagen gehört der heute 75-Jährige dem Ruppiner Radsportclub beziehungsweise dessen Vorgänger an. Manfred Wothe dazu: "das ist ein beispielloses Engagement." Der Applaus der Gäste gehörte Joachim Kröning.

Diese traditionelle Veranstaltung ist bereits die 23., die KSB und Landrat gemeinsam auflegen – wenn auch in diesem Jahr mit drei Monaten Verspätung. Corona torpedierte den ersten Termin und sorgte zudem für einen auf 44 Teilnehmer beschränkten Kreis am Freitag in der Remise des Rheinsberger Schlosses. Normalerweise ist mit der doppelten Anzahl zu rechnen. Auch der Landkreis und die Förderer nutzen diese Treffen, um Menschen in den Fokus zu rücken, die hinter den Kulissen arbeiten.

Markus Rück, Vorstand der Sparkasse: "Dass der Sport der Kit ist, der die Gesellschaft zusammenhält, hat er in diesem Jahr wieder bewiesen." Sein Unternehmen stehe zu "diesem Format der Ehrung. Es ist für alle ein Schritt zurück ins wahre Leben." In seinem Grußwort appelierte Rück an die Sportler und Gäste gleichermaßen: "Motivieren Sie in Ihrem Umfeld, das Ehrenamt zu achten und zu erhalten."

Mit einer knackigen Rede zog Frank-Rudi Schwochow die Aufmerksamkeit auf sich. Als Bürgermeister von Rheinsberg schlüpfte er in die Gastgeberrolle und erinnerte daran, dass "der Sport förderungswürdiger Teil der Gesellschaft ist." Dem stellvertretenden Landrat Werner Nüse ist es dann gelungen, in seinen wohl formulierten Laudatien die "Arbeiter der zweiten Reihe" in die erste zu holen. Weil das aufs Kalenderjahr fixierte Geld aus einem Fördertopf zu verfallen drohte, bekamen nun sogar jeweils zwei Vereine in den Kategorien Pokal, Urkunde, öffentliche Anerkennung sowie je 1000 Euro.

© Matthias Haack